Bist du zwischen 11 und 14 Jahre alt? Wenn ja, dann bist du hier ganz besonders richtig...
Jeden Samstagnachmittag kannst du bei uns aus dem Alltag ausbrechen und mit Kollegen Pfadi erleben. Gestalterische Aktivitäten, Sport, Pfaditechnik (Orientieren mit Karte und Kompass, Pionierbau mit Seil und Werkzeug), Gemeinschafts- und Naturerlebnisse gehören genauso dazu, wie handwerkliche und künstlerische Betätigung und ruhige, besinnliche Momente - Kopf, Herz und Hand.
Zu Beginn der Pfadistufe sind die Pfadi Kinder, am Ende sind sie Jugendliche! Die Kinder befinden sich am Schluss einer stabilen Entwicklungsperiode. Sie fühlen sich wohl. Sie kennen ihre intellektuellen, sozialen und körperlichen Fähigkeiten und wissen mit ihnen umzugehen. Sie sind noch im Spielalter, einsatzfreudig und enthusiastisch, immer zu einem Abenteuer bereit. Sie können ihre Bedürfnisse klar äussern und sich präzise ausdrücken.
Im Laufe dieser Stufe werden die Kinder zu Jugendlichen. Sie verlassen die Sicherheit und Stabilität der Kindheit, um in die neu zu entdeckende Welt der Erwachsenen aufzubrechen. Alle diese Veränderungen rufen bei vielen Jugendlichen Unsicherheiten, Schüchternheit, Unbehagen und Unruhe hervor. Aber sie ermöglichen ihnen auch, eigene Sinn- und Wertvorstellungen zu suchen und zu entwickeln. Sie lehnen sich dabei gerne gegen von aussen vorgegebene Normen auf oder versuchen ihnen auszuweichen. Sie suchen nach Gesellschaft von Gleichaltrigen und gründen Cliquen. Viele solcher Cliquen haben einen Ehrenkodex und Regeln, die respektiert werden müssen. In diesen Gruppen streben die Jugendlichen nach Anerkennung und folgen freiwillig den Riten, die eingeführt wurden.
In diesem Alter werden die Jugendlichen ermuntert, ihre eigenen Entscheidungen über die Gestaltung ihrer Freizeit und die Wahl der weiteren Schulausbildung zu treffen. Durch ihre selbständigen Entscheidungen versuchen die Jugendlichen, eine erste Form der Unabhängigkeit von der Familie zu finden.
Im Alter von 11 bis 14 Jahren haben sie das Bedürfnis,
• in einer Gruppe ausserhalb der Familie anerkannt zu sein und eine klare Rolle in dieser Gruppe einzunehmen.
• mit gleichaltrigen Jugendlichen zusammenzusein.
• sich mit anderen vergleichen zu können (in den Bereichen Schule, Sport, Kreativität).
• diskutieren und hinterfragen zu können.
• Aktivitäten ausserhalb des Gewöhnlichen zu erleben, in den unterschiedlichsten Bereichen Grenzen zu erfahren.
• viele neue Sachen zu sehen und neue Erfahrungen zu machen.
• ihre Persönlichkeit zu behaupten.
Die Pfadistufe setzt sich folgende Ziele, um den Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, sich ihren Eigenschaften und Bedürfnissen gemäss harmonisch zu entwickeln:
Die Kinder und Jugendlichen entwickeln die Fähigkeit,
• ihre eigene Meinung zu sagen.
• ihre Bedürfnisse und Wünsche zu kennen.
• ihre Ideen auszudrücken, aus verschiedenen Vorschlägen auszuwählen und entsprechend dieser Wahl mitzutun.
• eine Aufgabe zu übernehmen und sie bis zum Ende durchzuführen.
• das eigene Handeln in der Gruppe kritisch zu beobachten.
Die Kinder und Jugendlichen lernen die vielfältigen Möglichkeiten ihres Körpers kennen. Geschicklichkeit und Beweglichkeit werden bewusst gefördert. Sie
• akzeptieren die Veränderungen ihres Körpers und pflegen ihn.
• probieren verschiedene sportliche Tätigkeiten aus und messen sich in Spielen und Wettkämpfen.
• nützen ihren Körper als Ausdrucksmittel (Rollenspiele).
Durch Erlebnisse in der Gruppe wird die Fähigkeit jeder/jedes Einzelnen gefördert, Verantwortung zu übernehmen und offen zu sein für andere Menschen und unkonventionelle Lebensarten.
Die Kinder und Jugendlichen
• sind offen gegenüber anderen Kulturen und Lebensformen und lernen Unterschiede zu respektieren.
• tragen aktiv zum Leben in der Gruppe bei.
• übernehmen eine längerfristige Aufgabe innerhalb der Gruppe.
• werden sich der internationalen Dimension der Pfadibewegung bewusst.
Die Kinder und Jugendlichen befassen sich bewusst mit der Natur. Sie
• leben mit einfachen Mitteln in der Natur.
• beherrschen verschiedene kreative Techniken.
• erforschen ihre Umgebung/Umwelt und respektieren und schützen sie.
• entwickeln ihre Kreativität, indem sie Neues kreieren, ihre Umgebung gestalten und vielfältige Ausdrucksformen verwenden.
• können für ihre Sachen und die der anderen Sorge tragen.
Die Methode Persönlicher Fortschritt unterstützt die Kinder und Jugendlichen, um in vielen verschiedenen Bereichen Wissen und Fähigkeiten zu sammeln. Der Persönliche Fortschritt bietet die Möglichkeit, seine Kräfte und Stärken zu messen und dafür eine Anerkennung zu bekommen. Der Fortschritt soll den ganzen Menschen betreffen und die Bereitschaft stärken, für sich selber, für andere und für die Um- und Mitwelt Verantwortung zu übernehmen.
Die verschiedenen Hilfsmittel zum Persönlichen Fortschritt sind in Etappen unterteilt. Leiter und Leiterinnen und Pfadi einigen sich dabei auf Ziele, auf die sie dann gemeinsam hinarbeiten und überprüfen, ob alle Bedingungen erfüllt worden sind. Abzeichen und Spezialitäten erhöhen in dieser Altersstufe den Anreiz, eine Herausforderung anzugehen und machen das Erreichte für alle sichtbar.
Im Pfadigesetz werden Spielregeln für das Leben in der Pfadi formuliert. Als wichtige Grundlage der Pfadibewegung soll es Leitfaden für die Einzelne und den Einzelnen sowie für das Zusammenleben mit anderen sein.
Baden Powell sagt dazu: «The boy is not governed by don't, but led on by do.» («Das Pfadi wird nicht bestimmt durch TU'S NICHT, es wird geleitet von MACH'S.»). Das Gesetz zeigt, wie vielfältig Pfadi ist, und es gibt einen Rahmen für die Beschäftigung mit einer grossen Bandbreite von Themen und Inhalten.
• Offen und ehrlich sein
• Andere verstehen und achten
• Unsere Hilfe anbieten
• Freude suchen und weitergeben
• Miteinander teilen
• Sorge tragen zur Natur und zu allem Leben
• Schwierigkeiten mit Zuversicht begegnen
• Uns entscheiden und Verantwortung tragen
Eintrittsversprechen: Ich will mich für meine Gruppe einsetzen und mein Bestes tun, nach dem Pfadigesetz zu leben. Ich bitte Gott (und/oder) und euch alle, mir dabei zu helfen.
Das Eintrittsversprechen kann im ersten oder zweiten Jahr abgelegt werden. Das Pfadi zeigt, dass es Teil der Gruppe sein will und das Gesetz als Spielregeln akzeptiert.
Versprechen: Ich verspreche mein Möglichstes zu tun, um mich immer von Neuem mit dem Pfadigesetz auseinanderzusetzen, nach Sinn und Ziel meines Lebens zu suchen, mich in jeder Gemeinschaft einzusetzen, in der ich lebe. Im Vertrauen auf Gott (und/oder) zusammen mit euch allen versuche ich, nach diesem Versprechen zu leben.
Wer ein Versprechen ablegt, bestätigt damit, dass er/sie den Zielen der Pfadibewegung nach seinen/ihren Möglichkeiten nachleben will. Ein Versprechen abzulegen ist jedoch freiwillig. Es soll jede/jeder für sich selbst entscheiden können, welche Bedeutung Gesetz und Versprechen für das eigene Leben haben sollen. Voraussetzung für eine freie Entscheidung ist eine eingehende, altersgerechte Auseinandersetzung mit dem Pfadigesetz und dem Inhalt des Versprechens, zusammen mit den Leiterinnen und Leitern und den anderen Pfadi. Beim Versprechen – das ein paar Jahre später gemacht werden kann – verpflichtet sich das Pfadi, sich immer von neuem mit den Grundlagen auseinander zu setzen, stets zu versuchen seinem Leben einen Sinn zu geben und sich für die Gemeinschaft einzusetzen.
Im Wahlspruch äussern die Kinder und Jugendlichen die Bereitschaft, mit offenen Augen und Ohren durch die Welt zu gehen, das Gesetz ernst zu nehmen und danach zu handeln.
Einen grossen Teil der Pfadiaktivitäten erleben die Pfadi in und mit ihrer Gruppe, die aus ungefähr 6 bis 8 Mitgliedern besteht und eine Kleingruppe mit fixer Aufgabenteilung (= Ämtli) ist. Die Gruppe ist eine kleine, überschaubare Gemeinschaft, in welcher persönliche Beziehungen aufgebaut und Zusammengehörigkeit erlebt werden kann. Diese Kleingruppen werden durch eine Gruppenführerin oder einen Gruppenführer geleitet. Durch Gruppenämtli übernehmen die einzelnen Pfadi Verantwortung für die Gemeinschaft. 3 bis 4 Gruppen zusammen bilden einen Trupp/Stamm. Hier wird die gemeinsame Abenteuerwelt aufgebaut, in der die Gruppen aber ihr Eigenleben pflegen sollen. Die Trupp-/Stammleitung ist verantwortlich für das Leben im Trupp/Stamm, welches auf die Ziele der Pfadibewegung ausgerichtet ist.
Die Gruppenführerinnen und Gruppenführer brauchen die Trupp-/Stammleitung, die sie gut betreut, mit ihnen die einzelnen Aktivitäten vorbereitet und sie generell für ihre Aufgabe ausbildet. Spezielle Anlässe für Gruppenführerinnen und Gruppenführer können, je nach Wunsch und Tradition der Abteilung, im Rahmen der Pfadi- oder Piostufe organisiert werden.
Ein Lager bietet den Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, Abenteuer und das Gefühl, Teil einer Gemeinschaft zu sein, zu erleben. Im Lager tragen alle mit Fantasie und Geschicklichkeit zum Gelingen bei.
Rituale und Traditionen eignen sich dafür, die Pfadiidee durch Erlebnisse weiterzugeben – zum Beispiel Aufnahme in die Gruppe, Taufe oder Versprechen usw. Kinder und Jugendliche dieser Altersstufe nehmen Rituale und Traditionen ganz besonders wahr und lassen sich auf die Welt der Bilder und Symbole ein.
Es gibt wohl ebenso viele Traditionen, wie es Gruppen gibt: Ruf und Motto, Wimpel/Stock, Goldenes Buch/Chronik, Lied, Übertrittzeremonie, Geheimplatz/Urkunden, Thinking Day und viele mehr. Diese Traditionen geben jeder Gruppe einen Teil ihrer Eigenart, ihrer Unverwechselbarkeit. Sie werden von Vorgängern und Vorgängerinnen übernommen und an Nachfolger und Nachfolgerinnen weitergegeben und sind oft auch praktische Hilfe, um das Gruppenleben zu organisieren. Sie geben dem Pfadileben einen gewissen Rahmen und Rhythmus und fördern das Zugehörigkeitsgefühl. Sie verlieren aber ihre Besonderheit und Bedeutung, wenn sie einfach weitergeführt werden, ohne sich im Klaren zu sein, welcher Grundgedanke dahintersteckt.
Mitbestimmen und Verantwortung tragen
In der Pfadistufe gestalten die Kinder und Jugendlichen die Aktivitäten der Gruppe aktiv mit. Sie sind an der Auswahl des Themas und der Gestaltung des Gruppenlebens beteiligt. Die Verantwortung für die Planung des Quartalsprogrammes, der Lager und sonstiger Anlässe liegt bei den Leiterinnen und Leitern. In Zusammenarbeit mit Gruppenführerinnen und Gruppenführer legen sie den Rahmen fest und unterstützen die einzelnen Gruppen bei der Durchführung und Auswertung des Programmes.
Das Projekt der Pfadistufe besteht aus den Phasen Ideensuche, Themenwahl, Planung, Durchführung und Auswertung. Über weite Strecken arbeiten die Kinder und Jugendlichen selbständig in ihren Kleingruppen, aber die Leiterinnen und Leiter sind für die Organisation der Projekte verantwortlich. Durch die immer stärkere Einbindung in die Entscheidung und Auswertung erfahren sie, dass ihre Meinung ernst genommen wird und sie mit ihren Ideen etwas bewirken können. Angepasst an ihre Erfahrungen und Fähigkeiten übernehmen die Pfadi über längere Zeit kleinere Aufgaben «Ämtli», die sie selbständig ausführen. Die Pfadi erleben dabei, dass es auf sie ankommt, und dass der Betrieb in der Gruppe davon abhängt, dass sie ihre Verantwortung wahrnehmen.
Ein Leben mit der Natur, in der Natur und im Gleichklang mit ihr lehrt die Kinder und Jugendlichen, ihre Umgebung zu erforschen und zu respektieren und eine Beziehung zu dem zu haben, was sie umgibt. Der Grossteil der Aktivitäten findet im Freien statt. Durch das Leben in der Natur erhöht sich nicht nur das Wissen über die Umwelt, sondern es wird auch die Möglichkeit geboten, aus dem Alltagsleben auszubrechen. Das ermutigt die Pfadi, ihre Kreativität zu entwickeln und sie lernen, sich durchzuschlagen. Dadurch, dass sie die Natur für ihre Übungen, Lager und Wanderungen nützen, lernen sie, was sie zu beachten haben, und können mit einfachen Mitteln auskommen. Sie lernen die Natur zu schätzen und dadurch auch zu schützen.
In der Pfadistufe ist das Spiel eine Methode, um Neues zu erleben und Wissen zu vermitteln. Die Aktivitäten der Pfadistufen werden oft in ein grosses Spiel eingebunden. Dieses Spiel hat ein Thema, in welches sich die Pfadi einlassen können. Sie gestalten Projekte zu diesem Thema, schlüpfen vorübergehend in andere Rollen und entwickeln neue Fähigkeiten; dabei erweitern sie aktiv und spielerisch ihre Kenntnisse. In Spiel und Sport lernen die Pfadi ihren Körper und ihre Kräfte kennen und können ihre körperlichen Fähigkeiten und ihre Freude an der Bewegung weiterentwickeln; dabei werden die unterschiedlichen Entwicklungsstadien respektiert.
Auch das Lager wird als Ganzes zum grossen Spiel. Es stellt den Anspruch nicht nur die Aktivitäten in dieses Spiel einzubauen, sondern auch die alltäglichen Tätigkeiten (Kochen, usw.) und die Bewältigung von Schwierigkeiten innerhalb der Lagergemeinschaft.
Am Anfang der Pfadizeit steht der Übertritt aus der Wolfsstufe. Das ist ein wichtiger Punkt im Pfadileben, denn der Wolf verlässt seine vertraute Umgebung, in der er sich wohlfühlte, akzeptiert war und mitreden konnte. In der Wolfsstufe gehörte es zu den Grossen, nach dem Übertritt ist es eines der jüngsten Pfadi. Es muss sich der neuen Gruppe anpassen und sich einen Platz schaffen. Dem Übertritt und der Aufnahme in der neuen Stufe kommt somit eine besondere Bedeutung zu. Der Übertritt ist ein eindrückliches, positives Erlebnis, das Lust auf das Pfadileben macht.
Die Pfadistufe wird durch den Übertritt in die Piostufe abgeschlossen. Die Vorbereitung auf diese Stufe ist Teil der Pfadistufenarbeit. Mit 15 Jahren beginnt die Piostufe. Alle sollten die Möglichkeit haben, diese Stufe zu erleben, um die gesamte Vielfalt der Pfadimethodik ausschöpfen zu können. Durch die besondere Gestaltung des Übertritts wird die Wichtigkeit des in der Pfadistufe Erlebten betont, und die Neugierde auf die nächste Stufe gefördert.
Die Herausforderung für Leiterinnen und Leiter ist es, allen Kindern und Jugendlichen Erlebnisse zu bieten, aus denen diese etwas für ihre persönliche Entwicklung gewinnen können. So soll die Selbständigkeit der einzelnen Gruppen gefördert werden, ohne die Gruppenführerinnen und Gruppenführer zu überfordern. Leiterinnen und Leiter sind auch dafür verantwortlich, dass das weite Spektrum von möglichen Aktivitäten und Projekten (Ganzheitlichkeit in den Themen und Methoden der Pfadibewegung) ausgeschöpft wird. Oft sind Leiterinnen und Leiter nicht viel älter als die Kinder und Jugendlichen, gerade deshalb sind sie meist Vorbilder und müssen sich dieser Rolle bewusst sein. Sie besuchen regelmässig Ausbildungskurse auf lokaler, kantonaler und Bundesebene, in welchen sie die Grundlagen der Pfadimethodik und der Sicherheitsbestimmungen lernen.